stmo­ritz­shi­ne – raus aus dem Tal der Trä­nen

Letz­ten Herbst plag­ten mich schlaf­lo­se Näch­te. Der Grund war das Pro­jekt «stmoritzshine«. Ich hat­te den Auf­trag, das kirch­li­che Rah­men­pro­gramm für die Ski-WM 2017 in St. Mo­ritz zu ge­stal­ten. Un­ter­schied­li­che Kul­tu­ren bei den Auf­trag­ge­bern, we­nig fi­nan­zi­el­le Mit­tel und schwie­ri­ge Rah­men­be­din­gun­gen vor Ort führ­ten zu ei­ner Si­tua­ti­on, in der ich am liebs­ten auf­ge­ge­ben hät­te. Wie­so hat­te ich mich bloss auf die­ses Ka­mi­ka­ze-Pro­jekt ein­ge­las­sen?

Auf­ge­ben kam für mich aber nicht in Fra­ge. Statt­des­sen habe ich eine Stra­te­gie an­ge­wandt, die ich hier ger­ne wei­ter­ge­be. Sie stammt von Ma­rie For­leo, das Ori­gi­nal kann unter https://www.marieforleo.com be­zo­gen wer­den.

Haltung zum Ersten: Klarheit führt zu Entschlossenheit

Als ers­ter und wahr­schein­lich wich­tigs­ter Schritt braucht es eine klare Entscheidung, was ich wirklich will und warum. Es geht dar­um, eine glas­kla­re Vor­stel­lung zu ha­ben, was das Re­sul­tat mei­ner Be­mü­hun­gen sein soll. Je kla­rer und spe­zi­fi­scher ich da­bei bin, des­to ein­fa­cher wird die Rea­li­sie­rung.

Gleich­zei­tig muss ich für mich klä­ren, war­um ich ge­nau die­ses Re­sul­tat er­rei­chen will. Wel­che tie­fe­ren Grün­de ste­cken da­hin­ter? Was mo­ti­viert mich im In­ners­ten, das er­wünsch­te Er­geb­nis zu er­rei­chen? Je kla­rer mir mei­ne Be­weg­grün­de sind, des­to we­ni­ger las­se ich mich von Rück­schlä­gen und Hin­der­nis­sen stop­pen.

Gibt es um­ge­kehrt kei­nen Grund, der mich im In­ners­ten über­zeugt, dann muss ich mich fra­gen, ob das an­ge­peil­te Ziel wirk­lich das Rich­ti­ge ist. Dann muss die Fra­ge nach dem, was ich wirk­lich will, er­neut ge­stellt und die Ant­wor­ten über­ar­bei­tet wer­den.

Auf dem Pa­pier tönt die­ser Schritt ba­nal, in der Rea­li­tät braucht es sehr viel Ehr­lich­keit sich selbst und sei­nen Wün­schen ge­gen­über. Die Frucht die­ser Ehr­lich­keit ist eine wil­de Ent­schlos­sen­heit, das ge­wünsch­te Ziel zu er­rei­chen. Im Eng­li­schen nennt man dies «commitment«.

Der schot­ti­sche Berg­stei­ger Wil­li­am Hut­chi­son Mur­ray schreibt zum The­ma «com­mit­ment»:  «In dem Mo­ment, wo man sich dazu ent­schliesst, ein Ziel zu er­rei­chen, ver­än­dert sich auch die Vor­her­se­hung. [..] Es ge­sche­hen dann un­er­war­te­te Din­ge und  Be­geg­nun­gen von de­nen man sich nie er­träumt hät­te, dass sie pas­sie­ren wür­den.» (Quel­le: https://en.wikipedia.org/wiki/W._H._Murray)

Die ei­ge­ne Hal­tung trägt also ent­schei­dend zum Er­rei­chen ei­nes Ziels bei. Nur wenn ich selbst überzeugt bin, dass mir ein Ziel wichtig ist, kann ich es auch unter schwierigen Umständen erreichen.

Commitment konkret: Ver­voll­stän­di­gen Sie fol­gen­den Satz:

Ich will …. er­rei­chen, weil ….

Je spe­zi­fi­scher Sie bei der Aus­for­mu­lie­rung sind, des­to ein­fa­cher wird es, das Ziel auch tat­säch­lich zu er­rei­chen.

Haltung zum Zweiten: Hindernisse oder Ausreden?

Ist das Ziel ein­mal klar, gilt es wei­te­res Mal ehr­lich zu sich selbst zu sein. Die­ses Mal in Be­zug auf die Hindernisse, die zwischen mir und meinem Ziel stehen. Sehr oft sind ver­meint­li­che Hin­der­nis­se näm­lich Ausreden mir selbst gegenüber. Das Gute ist, dass Aus­re­den ihre Kraft ver­lie­ren, wenn man sie ge­nau­er un­ter die Lupe nimmt. Es hilft, wenn man den Be­griff «ich kann nicht» durch «ich will nicht» er­setzt:

  • Das Projekt ist unrealistisch, weil ich in so kurz Zeit nicht genügend Geld beschaffen kann

ver­sus

  • Das Projekt ist unrealistisch, weil ich in so kurzer Zeit nicht genügend Geld beschaffen will oder
  • Das Projekt ist unrealistisch, weil ich nicht bereit bin, in so kurzer Zeit so viel Geld zu beschaffen.

Auch hier geht es um die ei­ge­ne Hal­tung. Im ers­ten Fall bin ich ein Opfer, das hilf­los den Um­stän­den aus­ge­lie­fert ist. Im zwei­ten Fall bin ich im «Driver Seat«, ich ent­schei­de selbst, ich bin hand­lungs­fä­hig, ich über­neh­me Ver­ant­wor­tung, mein gan­zes Den­ken, Han­deln und Ver­hal­ten än­dert sich.

Mit den Wor­ten von Chuck Swin­dol tönt dies so: Le­ben ist zu 10 % das, was mir pas­siert und zu 90 % wie ich da­mit um­ge­he. Es ist die Hal­tung, sein Le­ben ei­gen­ver­ant­wort­lich zu le­ben.

Eigenverantwortung konkret: Lis­ten Sie sämt­li­che Hin­der­nis­se für Ihre Ziel­er­rei­chung auf und for­mu­lie­ren Sie die­se so um, dass Sie in eine ak­ti­ve Rol­le kom­men.

Die eigene Haltung zum Dritten: Der Glaube, dass sich ein Problem lösen lässt

Auch beim drit­ten und letz­ten Schritt geht es um eine Hal­tung: näm­lich dar­um, ob man bei den Pro­ble­men ste­hen bleibt oder im Innersten überzeugt ist, dass es eine Lösung gibt. Die Be­grif­fe «Pro­blem­ori­en­tie­rung» und «Lö­sungs­ori­en­tie­rung» sind lei­der ab­ge­dro­schen. Die mit «Lö­sungs­ori­en­tie­rung» ver­bun­de­ne Hal­tung ist es aber nicht. Mit die­ser Hal­tung las­sen sich Ber­ge ver­set­zen. Wer in­ner­lich über­zeugt ist, dass sich ein Pro­blem lö­sen lässt, geht es ganz an­ders an, als die­je­ni­gen, die beim La­men­tie­ren über das Pro­blem ste­hen blei­ben.

Lösungsorientierung konkret: No­tie­ren Sie sich min­des­tens 20 (zwan­zig!) Ide­en, wie Sie das ge­setz­te Ziel er­rei­chen kön­nen. Wen­den Sie da­bei die Brain­stor­min­g­re­geln an: Das heisst, in ei­nem ers­ten Schritt ist al­les er­laubt, Ein­wän­de bzgl. Rea­li­sier­bar­keit ha­ben kei­nen Platz. Erst im nächs­ten Schritt be­ur­tei­len Sie die Ide­en und wäh­len an­schlies­send die 5 rea­lis­tischs­ten Vor­schlä­ge aus. Die­se set­zen Sie dann kon­se­quent um.

Das Resultat hat mich bestärkt

Ne­ben die­sen drei ra­tio­na­len Mass­nah­men hat mich der Glau­be ge­tra­gen, dass auch Din­ge Rea­li­tät wer­den kön­nen, die nach mensch­li­chem Er­mes­sen un­mög­lich sind. Und es war tat­säch­lich so, wie es Wil­li­am Hut­chi­son Mur­ray be­schrie­ben hat. Es kam zu Wen­dun­gen, die ich mir nie er­träumt hät­te und ich bin Men­schen be­geg­net, die sich mit Herz­blut für das Pro­jekt ein­ge­setzt ha­ben. Durch sie wur­de das Pro­jekt «stmoritzshine» zum Er­folg.

Der Leucht­turm in St. Mo­ritz ist un­ter­des­sen Ver­gan­gen­heit. Zu­rück bleibt die Gewissheit, dass es auch in fast aussichtslosen Situationen Strategien und Lösungen gibt. Und Dank­bar­keit, dass ich bei die­sem Ka­mi­ka­ze-Pro­jekt zu­ge­sagt habe.

Herz­lich

Bar­ba­ra Grass – mit Klar­heit vor­wärts!

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