Kontrolle und Wertschätzung – Widerspruch oder Ergänzung?

Wel­che As­so­zia­tio­nen löst das Wort «Kon­trol­le» bei Ih­nen aus? Ich bin in Rie­hen auf­ge­wach­sen, ei­ner Ge­mein­de, de­ren Gren­zen zu 80 % auch Lan­des­gren­zen sind. Die ers­ten 30 Jah­re mei­nes Le­bens habe ich nie wei­ter als ei­nen Ki­lo­me­ter von der Gren­ze ent­fernt ge­lebt. Beim Wort «Kon­trol­le» sehe ich vor mei­nem geis­ti­gen Auge so­fort die Grenz­wäch­ter, die kon­trol­lie­ren, ob man nicht zu viel Wa­ren in die Schweiz im­por­tiert. Ich sehe aber auch Prü­fun­gen vor mir, die vor ro­ter Kor­rek­tu­ren strot­zen. Ins­ge­samt sind mei­ne Assoziationen zum Wort «Kontrolle» also eher negativ. Ich weiss zwar, dass Kon­trol­len wich­tig sind und mich wei­ter­brin­gen, ich ver­bin­de sie aber nicht mit Wert­schät­zung. Ganz an­ders ist es mit dem Wort «Check». Die­ses ist für mich po­si­tiv be­setzt und ver­mit­telt mir Si­cher­heit.

Das Mass macht es aus

Und wie sieht es mit Kon­trol­len bei Füh­rungs­kräf­ten aus? Ich be­geg­ne hin und wie­der Füh­rungs­kräf­ten, die ihre Mit­ar­bei­ten­den auf ne­ga­ti­ve Art kon­trol­lie­ren. Sie hal­ten ihre An­ge­stell­ten grund­sätz­lich für ar­beits­un­wil­lig und ver­ant­wor­tungs­scheu. Mit ständigen Kontrollen ver­su­chen sie, die Mit­ar­bei­ter auf Trab zu brin­gen und si­cher zu stel­len, dass nichts schief geht. Mei­ne Er­fah­rung ist, dass die­ser Füh­rungs­typ al­ler­dings eher sel­ten ist und mit stei­gen­dem Fach­kräf­te­man­gel wei­ter un­ter Druck ge­rät. Denn Kon­troll­wahn fördert die Fluktuation und lang­fris­tig kann sich kein er­folg­rei­cher Un­ter­neh­mer selbst­ver­ur­sach­te Ab­gän­ge leis­ten.

Viel häu­fi­ger be­geg­ne ich dem Führungstyp, der ger­ne par­ti­zi­pa­tiv füh­ren möch­te und den Mit­ar­bei­ten­den Ei­gen­ver­ant­wor­tung zu­ge­steht. Die­ser Typ fürch­tet sich vor den Fol­gen von zu viel Kontrolle: Kon­trol­len wer­den mit ei­ner «Po­li­zei­kul­tur» as­so­zi­iert, die kei­nes­falls um sich grei­fen soll. Aus Angst vor zu viel Kon­trol­le wird über­haupt nicht mehr kon­trol­liert und an­stel­le des ge­wünsch­ten par­ti­zi­pa­ti­ven Füh­rungs­stils wird «Laisser-Faire» prak­ti­ziert. Ob­wohl die Fol­gen kurz­fris­tig we­ni­ger dras­tisch sind, löst das Feh­len von Sank­tio­nen ein Ge­fühl der Un­ge­rech­tig­keit bei den­je­ni­gen Mit­ar­bei­tern aus, die sich an die Spiel­re­geln hal­ten. Lang­fris­tig sind die Fol­gen die­sel­ben wie bei zu viel Kon­trol­le: unnötige Abgänge!

So­wohl zu viel als auch zu we­nig Kon­trol­le zeu­gen von schlech­ten Füh­rungs­qua­li­tä­ten. Kontrolle ist ein wesentlicher Teil von guter Führung. Denn der ein­zel­ne Mit­ar­bei­ter braucht Feed­back in Be­zug auf sein En­ga­ge­ment zur Ziel­er­rei­chung. Nur so er­lebt er sich als wich­tig und wert­voll.

Das Ergebnis kontrollieren, nicht den Menschen

Es stellt sich des­halb die Fra­ge, ob es denn auch gute Va­ri­an­ten von Kon­trol­le gibt? – Ja, ich bin über­zeugt, dass Kon­trol­le auch als po­si­tiv er­lebt wer­den kann, nur wird sie dann meis­tens nicht mehr als Kon­trol­le be­zeich­net. Ne­ben Ziel­ver­ein­ba­rungs- und Be­ur­tei­lungs­ge­sprä­chen habe ich gute Er­fah­run­gen mit Gesprächen zu zweit ge­macht. Wer sich re­gel­mäs­sig eine hal­be Stun­de Zeit für je­den Mit­ar­bei­ten­den nimmt, kennt den Stand der Tä­tig­kei­ten und weiss, wo es Schwie­rig­kei­ten gibt und Un­ter­stüt­zung nö­tig ist. Hier fin­det Kontrolle in Form eines Dialogs statt, Anerkennung und Wertschätzung inbegriffen! Der we­sent­li­che Un­ter­schied ist, dass man nicht den Men­schen kon­trol­liert, son­dern das Er­geb­nis sei­ner Be­mü­hun­gen. Gleich­zei­tig er­mög­licht der re­gel­mäs­si­ge Dia­log, das Nicht­ein­hal­ten von Wer­ten auf fai­re und re­spekt­vol­le Art zu sank­tio­nie­ren: zu­erst im per­sön­li­chen Ge­spräch, wenn nö­tig in ei­nem wei­te­ren Schritt mit for­ma­len Mass­nah­men.

Und die Führungskraft selbst? – Sie pro­fi­tiert eben­falls von die­sen Ge­sprä­chen. Denn zum ei­nen stellt sie si­cher, dass die übergeordneten Ziele erreicht werden. Gleich­zei­tig wird sie aber auch als Führungspersönlichkeit erlebtder die Mitarbeiter Vertrauen und Respekt entgegenbringen. – Pro­bie­ren Sie es aus!

Herz­lich Bar­ba­ra Grass – mit Klar­heit vor­wärts!

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  1. Karin Walker sagte:

    Dan­ke Bar­ba­ra, für Dei­ne sehr wert­vol­len Ge­dan­ken! Ge­nau sol­che Füh­rungs­wer­te, mo­ti­vie­ren die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter Ihr Bes­tes zu ge­ben!

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