Was Digitalisierung mit einer Achterbahn zu tun hat

Was Di­gi­ta­li­sie­rung mit ei­ner Ach­ter­bahn zu tun hat? – Mehr als Sie ver­mut­lich ah­nen! Um die Zu­sam­men­hän­ge zu ver­ste­hen, braucht es ei­nen Blick in die Me­ga­trend Do­ku­men­ta­ti­on des Zukunftsinstituts.

Megatrend 1 – Digitalisierung

Die ers­ten Com­pu­ter ka­men auf, als ich be­reits auf dem Gym­na­si­um war. IBM spen­de­te mei­ner Schu­le 8 Ge­rä­te und wir konn­ten auf frei­wil­li­ger Ba­sis ei­nen PC-Kurs be­su­chen. Das Ge­bot der Stun­de war MS-DOS. Wir ar­bei­te­ten mit 14-Zoll-Flop­py-Disks und ver­brach­ten die meis­te Zeit mit War­ten. Und wenn un­ser Ma­the­ma­tik­leh­rer selbst nicht mehr wei­ter­wuss­te, was häu­fi­ger der Fall war, schal­te­ten wir den PC ein­fach aus. Heu­te la­chen wir dar­über, aber es war der An­fang ei­ner unglaublichen technologischen Entwicklung von der analogen in die digitale Welt. Schon al­lein die­ser Wan­del hat ei­ni­gen der be­kann­tes­ten Fir­men den Kopf ge­kos­tet. Ich den­ke hier etwa an Ko­dak oder die gros­sen Schall­plat­ten­la­bels. Wei­te­re wer­den fol­gen, denn neue tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lun­gen wie Ro­bo­ter oder 3D-Dru­cker wer­den den Wan­del wei­ter­trei­ben.

Megatrend 2 – Konnektivität

Nach mei­nem Stu­di­um trat ich mei­ne ers­te Stel­le bei den Bas­ler Ver­si­che­run­gen an. Ich ar­bei­te­te in der Stra­te­gie­ab­tei­lung und hat­te die Kon­kur­renz­be­ob­ach­tung zur Auf­ga­be. Ob Sie es glau­ben oder nicht, dazu er­hielt ich 1996 den ers­ten (!) PC mit ei­nem In­ter­net­an­schluss bei den Bas­ler Ver­si­che­run­gen. Das sind ge­ra­de mal 20 Jah­re her! Un­glaub­lich was in die­ser Zeit pas­siert ist. Zur Di­gi­ta­li­sie­rung kam also ein wei­te­rer Me­ga­trend dazu – die Konnektivität: Sie be­inhal­tet die Fä­hig­keit, verschiedenste Systeme miteinander zu vernetzen. Die Mög­lich­kei­ten der Ver­net­zung hoben eine ganze Reihe physikalischer Grenzen auf. Der Le­bens­rhyth­mus wech­sel­te von Nine-to-Five auf 7×24 Stun­den. Die Su­che nach ei­nem ge­eig­ne­ten Lie­fe­ran­ten be­schränkt sich nicht mehr auf die nä­he­re Um­ge­bung und für An­bie­ter von Pro­duk­ten er­öff­nen sich kom­plett neue For­men der Zu­sam­men­ar­beit, sei es mit Kun­den und / oder Lie­fe­ran­ten. Auch der Me­ga­trend «Kon­nek­ti­vi­tät» wird uns wei­te­re, gros­se Ver­än­de­run­gen brin­gen, z.B. wenn es um das In­ter­net der Din­ge geht (In­ter­net of Things / IoT).

Eng ver­bun­den mit dem Me­ga­trend der Kon­nek­ti­vi­tät sind die Sozialen Netzwerke, die un­ge­fähr vor 10 Jah­ren auf­ka­men. Sie nut­zen die Kon­nek­ti­vi­tät zwi­schen Men­schen, um Grup­pen mit glei­chen In­ter­es­sen zu­sam­men­zu­füh­ren. Durch die sozialen Medien wurde die Kommunikation komplett revolutioniert. Mei­nun­gen und In­for­ma­tio­nen wer­den heu­te so aus­ge­tauscht, dass sich je­der dar­an be­tei­li­gen kann und das über prak­tisch alle Le­bens­be­rei­che und Al­ters­grup­pen hin­weg.

Megatrend 3 – Mobilität

1997 wech­sel­te ich von den Bas­ler Ver­si­che­run­gen zur Swiss­com und er­hielt am ers­ten Ar­beits­tag mein ers­tes Han­dy. Mir war das eher pein­lich. Es war zu ei­ner Zeit, in der ein Han­dy ein ab­so­lu­tes Pres­ti­ge­ob­jekt war. Je­der, der ein sol­ches be­sass, te­le­fo­nier­te im Zug laut­stark, um so den ei­ge­nen Wert in der Ge­sell­schaft zu stei­gern. Wirk­lich in­ter­es­sant wur­den die Han­dys aber erst, als sie vom ver­ba­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel zum Smartphone mu­tier­ten. Seit­her ist der Zu­gang zu Information, Kommunikation und Interaktion von überall her und immer möglich. Mo­bi­li­tät ist ein wei­te­rer Me­ga­trend, der un­se­ren All­tag ver­än­dert und auch hier ist ein Ende nicht ab­seh­bar.

Bevorstehende Veränderungen – unternehmerisches Achterbahnfahren

Wenn wir die­se drei Trends – Di­gi­ta­li­sie­rung, Kon­nek­ti­vi­tät und Mo­bi­li­tät – an­schau­en, wird klar, wel­che un­glaub­li­chen Ver­än­de­run­gen sie uns in den letz­ten zwan­zig Jah­ren be­reits ge­bracht ha­ben und wel­che grossen Umwälzungen vermutlich noch bevorstehen. Schwie­ri­ger wird es, wenn es dar­um geht ab­zu­schät­zen, wel­che künf­ti­gen Aus­wir­kun­gen die­se drei Trends auf un­se­re ei­ge­nen Bran­chen und Un­ter­neh­men ha­ben wer­den.

Denn wie bei der Ach­ter­bahn, pas­sie­ren anfängliche Veränderungen sehr langsam und nur mit einem begrenzten Einfluss. Oft zei­gen die Markt­zah­len so­gar steil nach oben; so hat die Di­gi­ta­li­sie­rung für vie­le Fir­men Ef­fi­zi­enz­stei­ge­run­gen und Pro­zess­ver­ein­fa­chun­gen ge­bracht, von de­nen sie pro­fi­tie­ren.

Die Ge­fahr be­steht dar­in, dass man sich ge­nau des­halb in falscher Sicherheit wiegt. Die Kom­bi­na­ti­on der drei Trends er­mög­licht kom­plett neue Ge­schäfts­mo­del­le. Häu­fig mi­schen Fir­men die Märk­te neu auf, die nicht aus dem be­kann­ten Feld der Kon­kur­renz kom­men. So zum Bei­spiel Uber oder Airb­nb. Und die grösste Gefahr dabei ist, dass man es zu spät merkt.

Denn ist der Peak al­ler­dings ein­mal er­reicht, dann be­ginnt eine Talfahrt, die steil nach un­ten zeigt und kaum mehr abzubremsen ist – es sei denn, man sei vor­be­rei­tet. Aus die­sem Grund lohnt es sich für jedes Unternehmen, sich mit den drei Megatrends und ihren Auswirkungen zu befassen. Schliess­lich bie­ten die­se nicht nur gros­se Ri­si­ken, son­dern auch un­glaub­li­che Chan­cen – wie bei ei­ner Ach­ter­bahn­fahrt so üb­lich.

An der Bas­ler Herbst­mes­se ver­zich­te ich je­weils auf die Fahrt mit der Ach­ter­bahn. Wenn es ums un­ter­neh­me­ri­sche Ach­ter­bahn­fah­ren geht, bin ich je­doch ger­ne da­bei, ins­be­son­de­re wenn es dar­um geht, un­er­war­te­te Tal­fahr­ten zu ver­hin­dern! Ru­fen sie mich an und wir ge­hen die Bahn­fahrt ge­mein­sam an.

Herz­lich Bar­ba­ra Grass – mit Klar­heit vor­wärts!

Quellen

Caudron, J. und Van Peteghem, D.: Digital Transformation – A Model to master Digital Disruption. BookBaby / 2014

Megatrend Dokumentation – Wegweiser des Wandels: zukunftsInstitut, Frankfurt am Main / 2015

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  1. Heiner Nidecker sagte:

    Lie­be Bar­ba­ra, du schreibst sehr span­nen­de Tex­te, vol­ler Wis­sen, ak­tu­ell, sym­bo­lisch, viel­deu­tig. Ich stau­ne über dei­ne Prä­senz, wie du All­ge­mei­nes tref­fend mit Per­sön­li­chem zu ver­bin­den weisst. Was fin­dest du zu dem aus mei­ner Sicht auf dich zu­tref­fen­den Satz «Du bist da­bei!» ? Herz­lich Hei­ner

    Antworten
    • Barbara Grass sagte:

      Lieber Heiner, Ob «ich dabei bin», weiss ich nicht, das müssen meine Leser entscheiden. Auf jeden Fall freuen mich Rückmeldungen wie diese!